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auf der Seite Struktur & Einführung ... Absatz VERBLENDZIEGEL.
Textauszug zu Hermsdorfer Verblendziegeln in: BERLIN und seine BAUTEN, Band 1 u. 2 1879.
A. Die Baumaterialien.
B. Backsteine und Terrakotten ab Seite 251, oder als PDF online
Abbildungen verschiedener im Text genannter Verblendziegel im Vergleich, hauptsächlich aus der näheren Umgebung Berlins ... Abbildungen weiter unten
Hermsdorfer Verblendziegel: Handstrich, in geölter Form gestrichen ...
Fundort: Ehemals Borsigs Maschinenbauanstalt, "Vor dem Oranienburger Tore".
Ab hier ein Text-Auszug, BERLIN und seine BAUTEN (Seite 255/56).
Bedeutung, Herstellung und architektonischer Wertschätzung der Verblendziegel für die Berliner Architektur im 19. Jahrhunderts. Mit deutlichem Verweis auf die Ziegelei von Carl Wernecke in Hermsdorf.
[...] Unter den zahlreichen Ziegeleien, die oben in der ersten und zweiten Gruppe erwähnt sind:
Gruppe 1: Die Rathenower Ziegel,
Gruppe 2: Die gelben und Hintermauerungsziegel,
Gruppe 3: Greppin u. a., ist stets nur eine sehr geringe Zahl gewesen, welche überhaupt Verblendsteine gefertigt hat, und es hat lange gedauert, bis die Fabrikation derselben sich einigermaßen mit den Leistungen der mit auswärtigen Thonen arbeitenden Fabriken für grössere Terrakotten von Feilner, Gormann und March messen konnte.
Abgesehen von der Bauakademie wurden zu Schinkel's Zeit, wie oben angegeben, nur ganz gewöhnliche aber wetterbeständige Ziegel zum Rohbau verwendet. Erst die von Wernicke (Wernecke !)begründete Ziegelei zu Hermsdorf fing an, ein etwas besseres Material und Formsteine zunächst von einfacherer Art herzustellen, welche längere Zeit in der Ziegelarchitektur Berlins geradezu herrschend blieben.
Alle Kirchen seit Schinkel bis auf die neuere Zeit, d. h. einschliesslich der Thomaskirche und mit alleiniger Ausnahme der Matthäuskirche (Thiergartenviertel), sind aus diesem Material hergestellt, welches eine blassrothe, ziemlich gleichmässige Farbe hat, aber, wie sich allmählich zeigt, nicht absolut wetterbeständig ist. Bei den jüngeren Kirchen hat jene Fabrik später auch reichere Ornamente und grössere Formstücke geliefert, während die Figuren oder besonders schwierige Stücke nach dem Eingehen der Fabriken von Feilner und Gormann ausschliesslich von March in Charlottenburg bezogen wurden. Der eleganteste Bau in diesem Stein ist das Komptoirgebäude der Borsig'schen Fabrik am ehemaligen Oranienburger Thore. (Abbildung unterhalb ...)
Später hat die Ziegelei (Hermsdorf) unter einem anderen Besitzer hohle Verblendsteine von etwas lebhafterer Farbe und in grösserer Sauberkeit geliefert, welche vielfache Anwendung gefunden haben, so namentlich zu einer grossen Anzahl städtischer Schulen und zur Innenarchitektur des Rathhauses. Im Jahre 1872 ist die Ziegelei in den Besitz einer Aktiengesellschaft übergegangen, welche den Schwerpunkt ihrer Thätigkeit auf die Fabrikation von Zement gelegt hat, da die Ziegel derselben mit einer Anzahl neu entstandener Fabriken in Bezug auf Eleganz nicht mehr konkurriren können.
Ungefähr aus derselben Zeit stammen die Ziegeleien bei Birkenwerder an der Havel, welche einen gelben, festen und wetterbeständigen Stein liefern, der theils als Klinker (wenn auch nicht im eigentlichen Sinne), theils als Verblender, auch heute noch selbst zu besseren Bauten vielfach verwendet wird. Aus diesem Material sind die Krankenanstalt Bethanien und die Ulanenkaserne zu Moabit erbaut. Ausserdem ist es vielfach zu Fabrikgebäuden und in besonderer Güte am Generalstabgebäude verwendet. Ein ähnliches Material liefern in neuerer Zeit die Ziegeleien von Hegermühle (Zionskirche), wenngleich dasselbe von etwas hellerer Farbe und, nach dem Aussehen der daraus erbauteu Zionkirche zu urtheilen, weniger wetterbeständig ist.
An dem unteren Theile des Finowkanals bis zur Oder befinden sich verschiedene Ziegeleien, welche Verblendsteine von rother Farbe liefern. Unter denselben verdient namentlich die von v. Bethmann-Hollweg in Niederfinow, welche hohle Verblend- und Formsteine mit gutem Erfolge im Ringofen brennt, sowie die von Kuhnheim & Comp, in Falkenberg Erwähnung. Ein ähnliches Material, jedoch leider von sehr wechselnder Güte, liefert die Ziegelei von Klau zu Zernsdorf an der Dahme. Auch bei Rathenow sind in neuerer Zeit aus geschlämmtem Thon feinere Verblendsteine (meist Hohlsteine) von dunkelrother Farbe und grosser Festigkeit fabrizirt worden.
Weit übertroffen werden die Fabrikate dieser Ziegeleien von denen der dritten Gruppe, unter denen als die ältesten die von Augustin zu Lauban, sowie die von Stange zu Greppin bei Bitterfeld zu nennen sind, beide jetzt im Besitz von Aktiengesellschaften, erstere aber noch unter Leitung ihres Begründers Augustin stehend. Dieselbe fertigte anfangs fast ausschliesslich Verblender und Terrakotten in lebhaft rother Farbe, wie sie unter Anderem am Rathhause, dem chemischen Laboratorium und der Münze verwendet sind, nur ausnahmweise lieferte sie zum Empfangsgebäude der Ostbahn im Verein mit Baumann in Lindow helle, fast weisse Steine von ausserordentlicher Feinheit, die aber in der mit Kohlenstaub geschwängerten Atmosphäre Berlins ihre reine Farbe nicht lange bewahren konnten.
Die Greppiner Fabrik dagegen lieferte von Anfang an Material von dunkelgelber Farbe, mitunter etwas ins röthliche fallend, wie am Kopfbau des Empfangsgebäudes der Potsdamer Bahn, oder von etwas mehr brauner Farbe, wie an der Universitätbibliothek, in neuester Zeit aber ausschliesslich lebhaft dunkelgelb, wie an der Flora und dem Askanischcn Gymnasium. Konnte man diesen ausgezeichneten Materialien noch einen Vorwurf machen, so war es der, dass die Farben, namentlich des Laubaner Roth, etwas zu brennend waren, und sich deshalb nicht gut zu einer Verwendung neben Sandstein eignen wollten. Man wünschte mildere Töne zu sehen. Dies veranlasste Augustin, unterstützt von einer reichen Auswahl verschiedener Thonsorten, zunächst Verblendsteine und Terrakotten in einem stumpferen Gelb bis zu Chamois, ferner solche in stumpfrother und in sogenannter Lederfarbe — worunter eine grosse Anzahl von Schattirungen zwischen Chamois und Braun verstanden werden — herzustellen, und es ist ein besonderer Vorzug der Fabrik, dass sie imstande ist, alle diese Farben mit grosser Sicherheit gleichmässig anzufertigen. Eine Auswahl derselben bieten die Gebäude des Kassenvereins, der Jachmannschen Hypothekenbank, das Krankenhaus im Friedrichshain und (vielleicht am schönsten) der noch in der Ausführung begriffene Bau des physiologischen Instituts in der Dorotheenstrasse.
Der Laubaner Fabrik benachbart liegt die von Hersel zu Ullersdorf bei Naumburg a. Queiss, welche bei geringerem Umfange des Betriebs ein ähnliches Material, jedoch nur in hellrother bis Lederfarbe liefert, welches unter Anderem an der Sophienschule in der Weinmeisterstrasse und bei dem noch im Bau begriffenen Leibniz-Gymnasium am Mariannenplatze angewendet ist. Die Schlesische Thonwaarenfahrik (vorm. Friedenthal) zu Tschauschwitz bei Neisse bemüht sich, ein ähnliches Material zu liefern, wie Augustin, was ihr namentlich am Gebäude der Reichbank, sowie am Friedenthal’schen Hause in der Lennéstrasse in vorzüglicher Weise gelungen ist. Auch Terrakotten mit Glasuren hat diese Fabrik geliefert, unter Anderem vollständig glasirte in Majolikamanier zum letztgenannten Haus. Zu den erwähnten Fabriken ist in den letzten Jahren eine ganze Anzahl neuer getreten, die sich jedoch grossentheils noch im Stadium des Entstehens oder wenigstens der Versuche befinden, oder auch die aus ihrer Gründung herstammenden finanziellen Schwierigkeiten noch nicht überwunden haben. Es ist indessen zu hoffen, dass dieselben allmälich vollkommen leistungsfähig und zur Förderung des Backsteinbaus beitragen werden.
Es gilt dies namentlich von den auf grossen Betrieb angelegten Siegersdorfer und Hansdorfer Werken (Niederschlesien). Die Ziegelei von Bienwald & Rother in Liegnitz liefert bereits ein preiswürdiges Material (auch einfachere Formsteine) in rother Farbe, wogegen in der Nahe von Bitterfeld einige vorläufig noch kleinere Ziegeleien entstanden sind, auf welchen ein dem Greppiner ähnlicher Stein gefertigt wird.
In Bezug auf die schon mehrfach erwähnte Fabrik von March in Charlottenburg ist noch zu sagen, dass dieselbe ihre Rohmaterialien je nach Bedarf aus den verschiedensten Lagern, z. Th. von weit her bezieht und nach sorgfaltigster Bearbeitung künstlich mischt, so dass sie im Stande ist, jede geforderte Farbe herzustellen. Verblendziegel fertigt diese Fabrik nur auf besondere Bestellung und von der feinsten Qualität (z. B. für das March'sche Haus in Charlottenburg und für die Passage), da sie nicht im Stande ist, bei geringeren Qualitäten mit anderen Fabriken im Preise zu konkurriren, wohl aber bei feineren Terrakotten und grösseren Kunstgegenständen, worin sie bis jetzt, ebenso wie in glasirten Waaren. noch unübertroffen ist. Die Fabrik hat vielfach architektonische Ornamente auf glasirtem Grunde, aber auch solche in vollständiger mehrfarbiger Glasur geliefert, worunter namentlich die Arbeiten am Pringsheim'schen Hause in der Wilhelmstrasse zu nennen sind.
Glasierte Thonröhren für Wasserleitungszwecke liefern die meisten der grösseren Ziegeleien der dritten Gruppe, besonders Greppin (nebst verschiedenen anderen in der Gegend von Bitterfeldt, Lauban, Ullersdorf und Tschauschwitz, vor Allem aber die March'sche Fabrik, doch werden solche auch vielfach aus England eingeführt. Letztere sind häufig billiger, aber auch weniger gut als die besten einheimischen Röhren. Fussbodenfliesen einfacherer Art wurden in früherer Zeit von den besseren Ziegeleien und namentlich von March vielfach hergestellt. Mit dem Steigen der Ansprüche daran sind solche mehr von auswärts eingeführt, namentlich die aus verschieden gefärbten Thonen zusammengesetzten, reiche Teppichmuster bildenden Flieseu von Mettlach und einigen anderen rheinländischen Fabriken. Ein ähn- liches Fabrikat fertigt hierorts nur noch March, der dasselbe auch zur Herstellung von reich ornamentirten Platten nach Art der Sraffiten verwendet. [...] nach oben
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Textauszug zu Hermsdorfer Verblendziegeln in: BERLIN und seine BAUTEN, Band 1 u. 2 1879.
A. Die Baumaterialien.
B. Backsteine und Terrakotten ab Seite 251, oder als PDF online
Abbildungen verschiedener im Text genannter Verblendziegel im Vergleich, hauptsächlich aus der näheren Umgebung Berlins ... Abbildungen weiter unten
Hermsdorfer Verblendziegel: Handstrich, in geölter Form gestrichen ...
Fundort: Ehemals Borsigs Maschinenbauanstalt, "Vor dem Oranienburger Tore".
Bedeutung, Herstellung und architektonischer Wertschätzung der Verblendziegel für die Berliner Architektur im 19. Jahrhunderts. Mit deutlichem Verweis auf die Ziegelei von Carl Wernecke in Hermsdorf.
[...] Unter den zahlreichen Ziegeleien, die oben in der ersten und zweiten Gruppe erwähnt sind:
Gruppe 1: Die Rathenower Ziegel,
Gruppe 2: Die gelben und Hintermauerungsziegel,
Gruppe 3: Greppin u. a., ist stets nur eine sehr geringe Zahl gewesen, welche überhaupt Verblendsteine gefertigt hat, und es hat lange gedauert, bis die Fabrikation derselben sich einigermaßen mit den Leistungen der mit auswärtigen Thonen arbeitenden Fabriken für grössere Terrakotten von Feilner, Gormann und March messen konnte.
Abgesehen von der Bauakademie wurden zu Schinkel's Zeit, wie oben angegeben, nur ganz gewöhnliche aber wetterbeständige Ziegel zum Rohbau verwendet. Erst die von Wernicke (Wernecke !)begründete Ziegelei zu Hermsdorf fing an, ein etwas besseres Material und Formsteine zunächst von einfacherer Art herzustellen, welche längere Zeit in der Ziegelarchitektur Berlins geradezu herrschend blieben.
Alle Kirchen seit Schinkel bis auf die neuere Zeit, d. h. einschliesslich der Thomaskirche und mit alleiniger Ausnahme der Matthäuskirche (Thiergartenviertel), sind aus diesem Material hergestellt, welches eine blassrothe, ziemlich gleichmässige Farbe hat, aber, wie sich allmählich zeigt, nicht absolut wetterbeständig ist. Bei den jüngeren Kirchen hat jene Fabrik später auch reichere Ornamente und grössere Formstücke geliefert, während die Figuren oder besonders schwierige Stücke nach dem Eingehen der Fabriken von Feilner und Gormann ausschliesslich von March in Charlottenburg bezogen wurden. Der eleganteste Bau in diesem Stein ist das Komptoirgebäude der Borsig'schen Fabrik am ehemaligen Oranienburger Thore. (Abbildung unterhalb ...)
Später hat die Ziegelei (Hermsdorf) unter einem anderen Besitzer hohle Verblendsteine von etwas lebhafterer Farbe und in grösserer Sauberkeit geliefert, welche vielfache Anwendung gefunden haben, so namentlich zu einer grossen Anzahl städtischer Schulen und zur Innenarchitektur des Rathhauses. Im Jahre 1872 ist die Ziegelei in den Besitz einer Aktiengesellschaft übergegangen, welche den Schwerpunkt ihrer Thätigkeit auf die Fabrikation von Zement gelegt hat, da die Ziegel derselben mit einer Anzahl neu entstandener Fabriken in Bezug auf Eleganz nicht mehr konkurriren können.
Ungefähr aus derselben Zeit stammen die Ziegeleien bei Birkenwerder an der Havel, welche einen gelben, festen und wetterbeständigen Stein liefern, der theils als Klinker (wenn auch nicht im eigentlichen Sinne), theils als Verblender, auch heute noch selbst zu besseren Bauten vielfach verwendet wird. Aus diesem Material sind die Krankenanstalt Bethanien und die Ulanenkaserne zu Moabit erbaut. Ausserdem ist es vielfach zu Fabrikgebäuden und in besonderer Güte am Generalstabgebäude verwendet. Ein ähnliches Material liefern in neuerer Zeit die Ziegeleien von Hegermühle (Zionskirche), wenngleich dasselbe von etwas hellerer Farbe und, nach dem Aussehen der daraus erbauteu Zionkirche zu urtheilen, weniger wetterbeständig ist.
An dem unteren Theile des Finowkanals bis zur Oder befinden sich verschiedene Ziegeleien, welche Verblendsteine von rother Farbe liefern. Unter denselben verdient namentlich die von v. Bethmann-Hollweg in Niederfinow, welche hohle Verblend- und Formsteine mit gutem Erfolge im Ringofen brennt, sowie die von Kuhnheim & Comp, in Falkenberg Erwähnung. Ein ähnliches Material, jedoch leider von sehr wechselnder Güte, liefert die Ziegelei von Klau zu Zernsdorf an der Dahme. Auch bei Rathenow sind in neuerer Zeit aus geschlämmtem Thon feinere Verblendsteine (meist Hohlsteine) von dunkelrother Farbe und grosser Festigkeit fabrizirt worden.
Weit übertroffen werden die Fabrikate dieser Ziegeleien von denen der dritten Gruppe, unter denen als die ältesten die von Augustin zu Lauban, sowie die von Stange zu Greppin bei Bitterfeld zu nennen sind, beide jetzt im Besitz von Aktiengesellschaften, erstere aber noch unter Leitung ihres Begründers Augustin stehend. Dieselbe fertigte anfangs fast ausschliesslich Verblender und Terrakotten in lebhaft rother Farbe, wie sie unter Anderem am Rathhause, dem chemischen Laboratorium und der Münze verwendet sind, nur ausnahmweise lieferte sie zum Empfangsgebäude der Ostbahn im Verein mit Baumann in Lindow helle, fast weisse Steine von ausserordentlicher Feinheit, die aber in der mit Kohlenstaub geschwängerten Atmosphäre Berlins ihre reine Farbe nicht lange bewahren konnten.
Die Greppiner Fabrik dagegen lieferte von Anfang an Material von dunkelgelber Farbe, mitunter etwas ins röthliche fallend, wie am Kopfbau des Empfangsgebäudes der Potsdamer Bahn, oder von etwas mehr brauner Farbe, wie an der Universitätbibliothek, in neuester Zeit aber ausschliesslich lebhaft dunkelgelb, wie an der Flora und dem Askanischcn Gymnasium. Konnte man diesen ausgezeichneten Materialien noch einen Vorwurf machen, so war es der, dass die Farben, namentlich des Laubaner Roth, etwas zu brennend waren, und sich deshalb nicht gut zu einer Verwendung neben Sandstein eignen wollten. Man wünschte mildere Töne zu sehen. Dies veranlasste Augustin, unterstützt von einer reichen Auswahl verschiedener Thonsorten, zunächst Verblendsteine und Terrakotten in einem stumpferen Gelb bis zu Chamois, ferner solche in stumpfrother und in sogenannter Lederfarbe — worunter eine grosse Anzahl von Schattirungen zwischen Chamois und Braun verstanden werden — herzustellen, und es ist ein besonderer Vorzug der Fabrik, dass sie imstande ist, alle diese Farben mit grosser Sicherheit gleichmässig anzufertigen. Eine Auswahl derselben bieten die Gebäude des Kassenvereins, der Jachmannschen Hypothekenbank, das Krankenhaus im Friedrichshain und (vielleicht am schönsten) der noch in der Ausführung begriffene Bau des physiologischen Instituts in der Dorotheenstrasse.
Der Laubaner Fabrik benachbart liegt die von Hersel zu Ullersdorf bei Naumburg a. Queiss, welche bei geringerem Umfange des Betriebs ein ähnliches Material, jedoch nur in hellrother bis Lederfarbe liefert, welches unter Anderem an der Sophienschule in der Weinmeisterstrasse und bei dem noch im Bau begriffenen Leibniz-Gymnasium am Mariannenplatze angewendet ist. Die Schlesische Thonwaarenfahrik (vorm. Friedenthal) zu Tschauschwitz bei Neisse bemüht sich, ein ähnliches Material zu liefern, wie Augustin, was ihr namentlich am Gebäude der Reichbank, sowie am Friedenthal’schen Hause in der Lennéstrasse in vorzüglicher Weise gelungen ist. Auch Terrakotten mit Glasuren hat diese Fabrik geliefert, unter Anderem vollständig glasirte in Majolikamanier zum letztgenannten Haus. Zu den erwähnten Fabriken ist in den letzten Jahren eine ganze Anzahl neuer getreten, die sich jedoch grossentheils noch im Stadium des Entstehens oder wenigstens der Versuche befinden, oder auch die aus ihrer Gründung herstammenden finanziellen Schwierigkeiten noch nicht überwunden haben. Es ist indessen zu hoffen, dass dieselben allmälich vollkommen leistungsfähig und zur Förderung des Backsteinbaus beitragen werden.
Es gilt dies namentlich von den auf grossen Betrieb angelegten Siegersdorfer und Hansdorfer Werken (Niederschlesien). Die Ziegelei von Bienwald & Rother in Liegnitz liefert bereits ein preiswürdiges Material (auch einfachere Formsteine) in rother Farbe, wogegen in der Nahe von Bitterfeld einige vorläufig noch kleinere Ziegeleien entstanden sind, auf welchen ein dem Greppiner ähnlicher Stein gefertigt wird.
In Bezug auf die schon mehrfach erwähnte Fabrik von March in Charlottenburg ist noch zu sagen, dass dieselbe ihre Rohmaterialien je nach Bedarf aus den verschiedensten Lagern, z. Th. von weit her bezieht und nach sorgfaltigster Bearbeitung künstlich mischt, so dass sie im Stande ist, jede geforderte Farbe herzustellen. Verblendziegel fertigt diese Fabrik nur auf besondere Bestellung und von der feinsten Qualität (z. B. für das March'sche Haus in Charlottenburg und für die Passage), da sie nicht im Stande ist, bei geringeren Qualitäten mit anderen Fabriken im Preise zu konkurriren, wohl aber bei feineren Terrakotten und grösseren Kunstgegenständen, worin sie bis jetzt, ebenso wie in glasirten Waaren. noch unübertroffen ist. Die Fabrik hat vielfach architektonische Ornamente auf glasirtem Grunde, aber auch solche in vollständiger mehrfarbiger Glasur geliefert, worunter namentlich die Arbeiten am Pringsheim'schen Hause in der Wilhelmstrasse zu nennen sind.
Glasierte Thonröhren für Wasserleitungszwecke liefern die meisten der grösseren Ziegeleien der dritten Gruppe, besonders Greppin (nebst verschiedenen anderen in der Gegend von Bitterfeldt, Lauban, Ullersdorf und Tschauschwitz, vor Allem aber die March'sche Fabrik, doch werden solche auch vielfach aus England eingeführt. Letztere sind häufig billiger, aber auch weniger gut als die besten einheimischen Röhren. Fussbodenfliesen einfacherer Art wurden in früherer Zeit von den besseren Ziegeleien und namentlich von March vielfach hergestellt. Mit dem Steigen der Ansprüche daran sind solche mehr von auswärts eingeführt, namentlich die aus verschieden gefärbten Thonen zusammengesetzten, reiche Teppichmuster bildenden Flieseu von Mettlach und einigen anderen rheinländischen Fabriken. Ein ähn- liches Fabrikat fertigt hierorts nur noch March, der dasselbe auch zur Herstellung von reich ornamentirten Platten nach Art der Sraffiten verwendet. [...] nach oben
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Voll-Verblendziegel an Berliner Bauwerken
Voll-Verblendziegel HERMSDORF (ab 1840), Stempel um 1850: Hermsdorff
Voll-Verblendziegel Königliche Ziegelei JOACHIMSTHAL (ab 1820)
Stempel: Kreis-Kreuz-Symbol
Voll-Verblendziegel BELLINCHEN (ab 1825) - Stempel um 1845:
BELLINCHEN "Kronenziegel"
Voll-Verblendziegel STOLPE (ab 1826) - Stempel um 1845: I. B. STOLPE
Voll-Verblendziegel VELTEN (ab 1840) - Stempel um 1845: V. F.
Voll-Verblendziegel BIRKENWERDER (ab 1835) - Stempel um 1842: W.B. Bwdr
Voll-Verblendziegel CREMMEN (Versuchsziegelei Schlickeysen, ab 1850)
Stempel: CREMMEN
Verblendziegel FREIENWALDE (nachgepresst, ab 1850) - Stempel:
RATHSZIEGELEI FREIENWALDE A/O
Voll-Verblendziegel WILDAU am Werbellinsee (um 1855) - Stempel: WILDAU
Voll-Verblendziegel FREIENWALDE (Maschinenziegel um 1880) -
Stempel: Kuhnheim & Co Alaunwerk Freienwalde a/O
Hermsdorfer Verblensziegel im Mauerverband:
links der "klassische", frühe Hanstrich-Ziegel um 1848,
rechts Maschinen-Ziegel um 1865, St. Hedwigs-Krankenhaus.
Hermsdorfer Verblensziegel im Mauerverband:
Bild links: Handgeformte Voll-Verblendziegel und Formziegel, St. Thomaskirche um 1870,
es wurde vom leitenden Architrekten Friedrich Adler die zu starke Flammung der Ziegel kritisiert.
Bild rechts: Maschinen-Hohlziegel, Pathologie der Charité, um 1867, ... Läufer und Binder als Hohlziegel wirken technisch unausgereift und können die Hanstrichziegel nicht ersetzen.