Ziegelei Wassersuppe: Guts-Ziegelei von der Hagen, ab ~1764.
Von Heike Brett Rathenow — Mail: heikebrett@gmx.deDie Ziegeleien sind bereits in den Semliner Heften Nr. 5 besprochen, in dieser PDF-Datei
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Die Ziegelei Wassersuppe.
1. Nach Vergleich vom 30. September 1764 zwischen Quintus Icilius und von Zieten entsteht in der Folge die Wassersupper Ziegelei. Auf der Wetterfahne der Kirche in Wassersuppe steht die Jahreszahl 1756 und die Kurzzeichen der Gutsherren die sich im Baujahr der Kirche das Patronat in Wassersuppe und Witzke teilten.A. L. v. Z. steht für Arend Ludwig von Zieten (Stammgut Brunne bei Friesack) und J. A. v. M. für Johann August von Möllendorf, Herr auf Wassersuppe, Witzke und Spaatz. Er war ein Verwandter der Familie von Möllendorf, die Gutsbesitzer in Großwudicke waren. Nachdem von Möllendorf gestorben war, verkaufte seine Nachkommen ihre Gutsanteile von Wassersuppe und Witzke an den Obristen Quintus Icilius (1724-1775). Den Vergleich vom 30. September 1764 als Bild ansehen
A. L. v. Z. steht für Arend Ludwig von Zieten
J. A. v. M. für Johann August von Möllendorf
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"Quintus Icilius" war der Sohn eines aus einer hugenottischen Flüchtlingsfamilie stammenden Magdeburger Porzellan-fabrikanten. Guichard genoss wahrscheinlich eine gute Ausbildung, besonders auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften. Danach trat er in das preußische Militär ein, wo er trotz seiner bürgerlichen Herkunft in die höheren Offiziersränge aufstieg. Bald wurde Friedrich II. auf den gebildeten Offizier aufmerksam, den seine Kameraden nur den "holländischen Professor" nannten. Er zog ihn in seine Nähe. Eines Abends sollen sie sich im Feldlager um den Namen eines antiken römischen Zenturios >Quintus Icilius< gestritten haben. Guichard, der den Namen richtig genannt hatte, wurde von Friedrich daraufhin in den Adelsstand erhoben, mit der Maßgabe, den Namen des römischen Zenturios zu führen.
1770 heiratete Quintus Icilius die Tochter des Generals von Schlab(r)endorf. Fünf Jahre später starb er. Sein einziger Sohn und Erbe fiel später während eines Duells.J. A. v. M. für Johann August von Möllendorf
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Quintus Icilius war ein gebildeter fortschrittlicher Mann und so erkannte er, dass es zukünftig dringend erforderlich war, Häuser, Scheunen und Ställe aus weniger brennbaren Materialien herzustellen. Bisher bestanden die Gebäude in den Dörfern rund um den See aus Holz und Lehm. Die Dächer waren mit Stroh bzw. Schilf gedeckt. Gerade erst ein Jahr war Quintus Icilius anteiliger Besitzer von Wassersuppe und Witzke, als er im Jahre 1764 die Voraussetzungen für die Erbauung der Wassersupper Ziegelei schuf. Den Nachweis, welche Hürden Ouintus Icilius zu überwinden hatte, bis er sich mit seinem Miteigentümer an Grund und Boden einig wurde, zeigt der Vergleich über die Errichtung der Ziegelei, den der Obrist Quintus Icilius und der Hauptmann Arend Ludwig von Zieten am 30. September 1764 eigenhändig unterschrieben.
Im Vergleich wurde ausgehandelt, dass der Standort der Ziegelei das Gebiet des Mühlen Hakens von Wassersuppe sein sollte. Festgeschrieben wurden sogar die Maße der zu errichteten Gebäude (Ziegelscheune, Brennofen und Ziegelmeisterhaus) und es wurde der Standort der Gebäude beschrieben.
Ziegelei Wassersuppe, auf dem Mühlenhaken um 1885
Meßtischblatt 1759 Rathenow, die ganze Karte anzeigen
Der Gutsanteil von Quintus Icilius, einschließlich der Ziegelei wurde im Jahre 1775 an Thomas Philipp von der Hagen auf Hohennauen verkauft.
Ziegelstempel WASSRSUP RATHENOW,
Wassersuppe abgekürzt (wegen Zeilengleichheit?)
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Ziegelstempel v. H. RATHENOW. I, von Hagen
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Ziegelstempel H W R, (von) Hagen Wassersuppe Rathenow / vergrößern oder Bildklick
An diese Übernahme erinnerte eine Relieftafel über der Eingangstür des Herrenhauses von Wassersuppe. Auf ihr befinden sich farbige figürliche Darstellungen und die reich verzierten Familienwappen von Thomas Philipp von der Hagen und seiner Ehefrau, der Reichsgräfin Marie Albertine von Wartensleben, sowie die Jahreszahl 1775.Wassersuppe abgekürzt (wegen Zeilengleichheit?)
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Ziegelstempel v. H. RATHENOW. I, von Hagen
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Ziegelstempel H W R, (von) Hagen Wassersuppe Rathenow / vergrößern oder Bildklick
Heute ist das ehemalige Herrenhaus von Wassersuppe eine Bauruine.
Durch umsichtige Wassersupper Bürger konnte die Relieftafel in Sicherheit gebracht werden, sie befindet sich heute in der Wassersupper Kirche. Ziegelsteine mit dem Stempel des Namens bzw. Kurzzeichen von Quintus Icilius gibt es nicht, da höchstwahrscheinlich erst ab ca. 1820 die hergestellten Ziegelsteine gestempelt wurden.
Abb. links: Für die Ziegelei Wassersuppe sind bislang drei Ziegelstempel bekannt.
Dabei steht die Bezeichnung „Rathenow“ bzw. das Kurzzeichen „R“ nicht für den Standort der Ziegelei, sondern für die besondere Qualität der „Roten Rathenower“ Ziegelsteine.
Da die Kirche in Wassersuppe im Jahre 1756 entstand, die Ziegelei des Ortes aber höchstwahrscheinlich erst im Jahre 1765 ihre Produktion aufnahm, kann man davon ausgehen, dass die Steine zum Bau der Wassersupper Kirche von der Stadtziegelei Rathenow bzw. von der „Kurfürstlichen Ziegelei Mögelin“ per Schiff nach Wassersuppe transportiert wurden.
Im Kirchenbuch von Wassersuppe (Geburtenbuch) ist im Jahre 1764 ein Ziegelmeister mit Namen Johann Lautenbach nachweisbar, der möglicherweise durch Quintus Icilius von der Stadtziegelei Rathenow bzw. der Kurfürstlichen Ziegelei in Mögelin abgeworben wurde.
Karte Hohennauener- Semliner- Ferchesarer See, Ziegelei Wassersuppe bei 3, Nordend, Göttlin u. Molkenberg
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Quellen:
1 BLHA Rep. 37 Hohennauen 597
2 Die Herrenhäuser des Havellandes, Almut Andreae, Udo Geiseler Seite 315 wörtliche Übernahme zu Quintus Iculius. Der LINK zum Buch ...
3 Fotos Ziegelsteine, Heike Brett
4 Foto Ziegelei Wassersuppe, Guthjar
5 Foto Relieftafel mit Wappen Thomas Philipp v. Der Hagen und Gräfin v. Wartensleben
in der Kirche Wassersuppe , Martin Keune, Semliner Hefte Nr. 3
Ziegelstempel WASSRSUP RATHENOW, Wassersuppe abgekürzt (wegen Zeilengleichheit ...)
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Ziegelei Wassersuppe mit Brennofen und Trockenschuppen (links)