Beiträge zur Baugeschichte von Sanssouci
Backschat, Friedrich (Hohenzollern Jahrbuch 1916 Teilausgabe) Original-Dokument LINKZurück zur Seite STADT-ZIEGELEI
Am 15. Januar erließ der König aus Berlin den Befehl zur "Erbauung eines Lust-Hauses zu Potsdam", unter welchem, wie die auf Grund der Allerhöchsten Kabinettsorder von Diterichs aufgestellte Spezifikation vom 25. Januar desselben Jahres bestätigt, das Kustschloß auf dem Weinberge zu verstehen ist. Die Allerhöchste Order ist an die Kurmärkische Kriegs- und Domänenkammer gerichtet und enthalt die Anweisung, dem Kriegsrat Diterichs "die zur Aufsicht bey dem Bau benöthigte Leute auf sein Verlangen verabfolgen zu lassen, und überhaupt demselben in allen Vorkommenheiten bey diesen Bau und zu dessen Beschleunigung promt und nachdrücklich zu assistiren".
Auch das Brennen der Dachsteine für das Lustschloß, welches am 15. April 1743 dem Pächter Zenner zu Mögelin in Auftrag gegeben war, erlitt eine unerwartete Verzögerung. Zenner meldete nämlich Anfang Mai desselben Jahres, daß noch einige Tausend blauer Dachsteine zum Palais des Prinzen von Preußen geliefert werden müßten, und bat, da er nicht alles brennen könne, das Brennen der Rathenower Ziegelscheune zu übertragen, welche doch erst vor 10 bis 11 Jahren einen ganz neuen Ziegelofen für schwarze Dachsteine auf Kosten der Kammer erhalten habe. Er fügte gleichzeitig hinzu, daß der Rathenower Bürgermeister Kettler den Ofen wolle eingehen lassen. Daraufhin bekam der Bauinspektor de Neve in Rathenow den Auftrag, den Ofen zu besichtigen und einen Kostenanschlag einzureichen, da nach wie vor schwarze Dachsteine darin sollten gebrannt werden, de Neve konnte nur berichten, daß der Ofen, welchen man erst im Jahre 1732 mit einem Kostenaufwande von 128 Talern 56 Groschen erbaut habe, bereits abgerissen sei und die Steine verkauft seien. Nunmehr wurde der Commissarius zu Rathenow zum Bericht aufgefordert. Dieser veranlaßte den Magistrat, den Ziegelmeister Krieg zu vernehmen.
Durch Regen und Schlacken war der Ofen verdorben, und die Steine waren mürbe geworden, teils auch gestohlen. Man hatte daher die Steine an einen gewissen Friedrich Döblin für 5 Taler verkauft, und dieser hatte damit seinen Wohnhausbau in der Neustadt vollendet. Der Magistrat fügte hinzu, daß Döblin bereits die onera von seinem Hause abführe, die Kammer sonst nicht geschädigt sei. Trotz dieses Versuches, die Kammer günstig zu stimmen, erhielt der Magistrat wegen seines eigenmächtigen Vorgehens einen nachdrücklichen Verweis. So blieb denn der Pächter Zenner zu Mögelin für die Lieferung der Dachsteine verantwortlich. Zwar stellte er seine Zwangslage der Kammer mit beredten Worten vor und gab der Kammer anheim, die 30.000 blaue Mauersteine, welche er nach Berlin zum Palais des Prinzen von Preußen abgefertigt habe, zum Potsdamer Bau zu verwenden, in diesem Falle könne er aber sein der Berliner Bauleilung gegenüber abgegebenes Versprechen nicht halten, doch belehrte ihn die Kammer, daß er sowohl sein Versprechen halten wie auch den Auftrag für Potsdam ausführen müsse. Gleichzeitig (am 11. August 1745) erhielt der Magistrat zu Rathenow den Befehl, sofort einen Ofen zu bauen und blaue Dachsteine soviel als nur möglich zu brennen. Der Magistrat kam dem Befehl unverzüglich nach, so daß schon Anfang September mit dem Brennen der Steine begonnen werden konnte.
Da nun nach der Aufstellung Renners am und 20. August sowie am 6, September zusammen 65.000 blaue Dachsteine aus Mögelin nach Potsdam geliefert worden sind und auch der Ziegelmeister zu Rathenow noch vor Winterszeit etwa 15.000 schwarze Dachsteine für Potsdam in Aussicht stellte, so ist die Mangersche Angabe, daß Anfang November die mittlere Kuppel mit Kupfer und die Dächer zu beiden Seiten mit Dachsteinen bereits gedeckt gewesen seien, durchaus bestätigt. Nur scheinen anstatt der veranschlagten schwarzen Dachsteine solche von blauer Farbe verwandt worden zu sein. Mit dem Monat August endet die Mitwirkung der Kammer bei den Potsdamer Bauten, nachdem sie die noch von Diterichs eingeleitete Materialbeschaffung zu Ende geführt hatte. Als Anfang September desselben Jahres noch einmal der Pächter Zenner wegen des Brennens der Steine vorstellig wird, weist ihn die Kammer an den Kastellan Boumann in Potsdam mit dem Bemerken, daß sie mit diesen Potsdamschen Bauten nichts mehr zu tun habe.
Anlage 6:
Eigenhändiger Anschlag Diterich's.Specification der Materialien so zu denen in diesem Jahr zu Potsdamm auf allergnädigsten Befehl vorzunehmenden Bauen erfordert werden.
Zum Lustschloß auf dem Weinberg
- 71.000 Cubic-Fuß Werck Stücke zu Säulen, Gebälck, Termes, Stuf-fen, Balustraden, Attiquen, Grouppen, Statuen, Vasen etc.
- 800 Land Pram Kalck Steine
- 600.000 gute rothe Mauer Steine
- 220.000 Glindoische dito
- 36.000 schwartze Ratenauer Dach Steine
- 330 dito hohl Steine
- 5.200 Wispel Kalck
- 330 Scheffel Gibsv
- 2 Schock extraordinair starck und
- 12 Schock ordinair starck Kiehnen Bauholtz
- 15 Scho Rust Stangen
- 15 Scho eichene Tischler Bretter
- 36 Scho Kihnen dito
zurück TEXT oben
"Schwarzer" Rathenower Dachziegel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit kräftiger Salzglasur. "Blaugedämpfte" Ziegel wurden mit Hilfe von Erlenholz erzeugt, indem nach dem Vollfeuer am Ende des Brandes, Erlenholzreisige in Mengen in die Heizschächte kamen und alle Feuer- und Zuglöcher verschlossen wurden. Der rotbrennede Ton bekam ein dunkles bisweilen bläuliches Aussehen.
Ziegelstempel: R. SCHW.(arz) PR(itzerbe) RTHN (Rathenow), Fund: Berlin, Gneisenaustr.
Aufrisse der Hof- und Gartenseite und Grundriss, Baubüro Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, um 1744/45
"Schwarzer" Rathenower Dachziegel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit kräftiger Salzglasur. "Blaugedämpfte" Ziegel wurden mit Hilfe von Erlenholz erzeugt, indem nach dem Vollfeuer am Ende des Brandes, Erlenholzreisige in Mengen in die Heizschächte kamen und alle Feuer- und Zuglöcher verschlossen wurden. Der rotbrennede Ton bekam ein dunkles bisweilen bläuliches Aussehen.
Ziegelstempel: R. SCHW.(arz) PR(itzerbe) RTHN (Rathenow), Fund: Berlin, Gneisenaustr.
Aufrisse der Hof- und Gartenseite und Grundriss, Baubüro Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, um 1744/45