Die Böhner Höfe und Ziegeleien in Böhne, Ziegelei von Briesen, Eduard Borchmann, Peter Herms, Ziegeleien an der Havel.
Diese Seite basiert auf einer Veröffentlichung in der BRAWO vom 4. Jan. 2017Auf dieser KARTE 1 , Lage der Böhner Höfe/Ziegeleien, sowie die angrenzenden Orte.
Böhne 1836, das verheerende Brandunglück.
Vor 180 Jahren, am 28. August 1836, Abends zwischen zehn und elf Uhr, brach in der Scheune des Böhner Schmiedemeisters Johann Wilhelm Gottfried Ost Feuer aus. Durch die vorangegangene große Dürre griff es schnell um sich. Begünstigt wurde der Dorfbrand durch die Bauweise der Gebäude, denn Häuser, Ställe und Scheunen, waren zumeist Fachwerkbauten und mit Rohr oder Stroh gedeckt.Kirche, Schule und Pfarrhaus sowie die Gebäude von acht Ackerleuten, sechzehn Kossäthten, vier Büdnern, zwei herrschaftlichen Tagelöhnern und zwei Hirten brannten nieder. Erhalten blieben das massive Haus des Schmiedemeisters Ost, in dessen Scheune das Feuer ausgebrochen war und die Gebäude des kleinen und großen herrschaftlichen Gutes. Ein Tagelöhnerhaus, sowie die Wohnhäuser der Büdner: Beelitz, Küsel und Leddin überstanden ebenfalls das Feuer.
Viele Bewohner von Böhne kamen daraufhin bei Verwandten und Freunden in benachbarten Dörfern unter. Nur ein Todesopfer war zu beklagen. Es war der Kossäthe, Andreas Herms, der an den Folgen der Brandverletzungen am 5. September 1836 bei seinem Bruder in Vieritz verstarb. Eine Welle der Hilfsbereitschaft setzte nach dem Brand ein. Der preußische König Friedrich Wilhelm III., der von 1797 bis 1840 regierte, bewilligte auf Grund einer Bittschrift der Böhner Kirchengemeinde, die Erhebung von Haus- und Kirchenkollekten zu Gunsten von Böhne.
Diese Aufforderung zu einer Haus- und Kirchenkollekte ist in allen Preußischen Amtsblättern,
von Köln bis Gumbinnen und Stettin bis Oppeln in Schelsien erschienen.
Amtsblatt der Regierung in Potsdam: 1837, Seite 248 LINK Potsdam den 18 Juni 1837
von Köln bis Gumbinnen und Stettin bis Oppeln in Schelsien erschienen.
Amtsblatt der Regierung in Potsdam: 1837, Seite 248 LINK Potsdam den 18 Juni 1837
Schon 1837 konnten auf Grund der eingegangenen Spenden, sowie der Versicherungs-summen aus der Feuerkasse, ein neues Schulhaus, sowie im Anschluss ein neues Pfarrhaus erbaut werden. Der Wiederaufbau der Böhner Kirche erfolgte im Jahre 1838 mit den gebrannten Ziegeln: Ziegelstempel B. R,
Kirche in Böhne, erbaut 1838
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Ziegelstempel B.R (von) BRIESEN RATHENOW, an der Kirche und Friedhofsmauer in Böhne
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Ziegelstempel HERMS.BÖHNE RATHENOW, gegr. 1852 von Peter Herms, Nachfolger Sohn Andreas Herms
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Bedeutung: wahrscheinlich Böhne oder Briesen, Rathenow.vergößern oder Bildklick
Ziegelstempel B.R (von) BRIESEN RATHENOW, an der Kirche und Friedhofsmauer in Böhne
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Ziegelstempel HERMS.BÖHNE RATHENOW, gegr. 1852 von Peter Herms, Nachfolger Sohn Andreas Herms
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In der BRAWO vom Sonntag den 30.10.2016 wurden im Textteil von "Einst und Jetzt" als Folgen des Dorfbrandes von Böhne im Jahre 1836 der Neuaufbau der Böhner Höfe: Wilhelminenhof, Hermshof, Möthlowhof und Hilgenfeldshof genannt.
Die Böhner Höfe.
Nach meinen Recherchen im Landesarchiv Magdeburg und im Archiv des Domstiftes Brandenburg ist nur der Hilgenfeldhof unmittelbar nach dem Brand entstanden. Der Böhner Ackermann Andreas Friedrich Hilgenfeld errichtete aus Angst vor einem erneuten Dorfbrand seinen neuen Bauernhof auf seinem Acker an der Steckelsdorfer Grenze. Seine Angst war durchaus berechtigt, denn der Neuaufbau der meisten Häuser, Ställe und Scheunen in Böhne erfolgte ab 1837 wiederum in Fachwerkbauweise. Das Geld für gebrannte Steine fehlte.Der Name Möthlowhof existierte schon drei Jahre vor dem Dorfbrand. Der Böhner Ackermann Möthlow beantragte im Jahre 1833 beim Genthiner Landrat von Arnim für sein Gehöft den Namen Möthlow's Hof.
Im Jahre 1836 hatte das Gehöft bereits einen neuen Besitzer. In der Böhner Kirchenchronik heißt es: "Johann Reimar Albrecht Wenzel (inoffizielle Bezeichnung in dieser Zeit Wenzelshof) brannte nicht ab, weil er ca. ¼ Meile von Böhne entfernt wohnt, auf seinem speziell separiertem Plane, worauf sein Vorgänger Möthlow sich den Möthowhof aufgebaut hatte."
Als im Jahre 1838 im Turmknopf in der neu erbauten Böhner Kirche ein umfassender Text über den Brand in Böhne hinterlegt wurde, war auch ein Verzeichnis aller in diesem Jahr in Böhne lebenden Bewohner enthalten.
Genannt wurde in diesem Verzeichnis auch der Kossäthe Johann Peter Herms, dessen Pflegevater Andreas, wie bereits berichtet, an den Folgen der Brandverletzungen verstarb.
Der Hermshof.
Auch Johann Peter Herms hatte bis 1838 seinen Hof im Dorf wieder aufgebaut. Wann er den Hermshof auf seinem Ackerstück der "Vosslaake" (Fuchslaake) errichtete, lässt sich nicht eindeutig beantworten.Auf einer Karte von 1843 findet man den Hermshof noch nicht. Fest steht allerdings, dass Herms im Jahre 1860 auf diesem Acker seine Ziegelei errichtete.
Das Grab seines Sohnes, des Ziegeleibesitzers Andreas Herms befindet sich noch heute auf dem Böhner Friedhof. Das Ende der Ziegelei auf dem Hermshof war ca. 1895 gekommen, ca. 1965 sollen noch Gebäudereste des Hermshofes zu erkennen gewesen sein.
Der Ludwigshof und die Ziegeleigründung von Eduard Borchmann.
Der Ludwigshof, spätere Bezeichnung Storchennest gehört ebenfalls zu Gemarkung Böhne. Die Gründung dieses Hofes stand allerdings auch in keinem Zusammenhang mit dem Böhner Dorfbrand.
KARTE von den Böhner Höfen/Ziegeleien
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Ziegelstempel R.B, v. BRIESEN RATHEN.
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Ziegelstempel Joh. Ludw. BORCHMANN RATHENOW, Ludwigslust a. d. Havel (zu Steckelsdorf) gegründet 1824 bis 1833 †. Dann Firma J. L. Borchmann u. Söhne.
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Ziegelstempel HUBERT BORCHMANN RATHENOW, Nachfolger in Ludwigslust, 1843 bis 1876.
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Ziegelstempel EDUARD BORCHMANN, Ludwigshof bei Böhne, ab 1843-1894
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Erst im Jahre 1843 erwarb der Rathenower Kaufmann Eduard Borchmann von den Böhner Ackermännern Zehle und Schmidt zwei Ackerhöfe. Im Jahr 1845 errichtete er unmittelbar an der Havel seine Ziegelei und danach eine Handelsgärtnerei 4). Im gleichen Jahr erbaute Eduard Borchmann den Wilhelminenhof. Auf diesem Hof wohnte die Familie von Eduard Borchmann, denn Abstand zur qualmenden Ziegelei war für den Kaufmann und seine Familie geboten. In späteren Jahren bezogen die Borchmanns eine Stadtvilla in Rathenow. Der Wilhelminenhof erhielt seinen Namen sehr wahrscheinlich nach der Ehefrau des Besitzers, Wilhelmine geborene Lübge.Karte 2 vergrößern = oder Bildklick
Ziegelstempel R.B, v. BRIESEN RATHEN.
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Ziegelstempel Joh. Ludw. BORCHMANN RATHENOW, Ludwigslust a. d. Havel (zu Steckelsdorf) gegründet 1824 bis 1833 †. Dann Firma J. L. Borchmann u. Söhne.
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Ziegelstempel HUBERT BORCHMANN RATHENOW, Nachfolger in Ludwigslust, 1843 bis 1876.
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Ziegelstempel EDUARD BORCHMANN, Ludwigshof bei Böhne, ab 1843-1894
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Auch die Bezeichnungen Ludwigshof (Gemarkung Böhne) und Ludwigslust (Gemarkung Steckelsdorf) waren Familien bezogene Namen. Eduard Borchmann und Hubert Borchmann wollten mit diesen Namensgebungen ihren früh verstorbenen Vater, Johann Ludwig Borchmann (1790-1833) ehren. Ihm gehörten die Kalkbrennerei und Ziegelei am Weinberg in Rathenow, (die spätere Ziegelei Heidepriem). Er hatte die königliche Kalkbrennerei im Jahre 1826 erworben. Weiterhin gründete J. L. Borchmann im Jahre 1824 die "Borchmannsche Ziegelei an der Havel" in der Gemarkung Steckelsdorf. Mehr zu den Ziegeleien der Familie Borchmann können Sie hier lesen ...
Diese übernahm später sein Sohn Hubert und nannte sie "Ludwigslust". Eduard Borchmann, der Besitzer vom Ludwigshof und Wilhelminenhof übergab im Jahre 1872 seinen Besitz an seine Söhne Eduard Ludwig und Wilhelm Eduard Gustav. Im Jahre 1893 ging die "Firma Borchmann und Söhne" in Konkurs. Die Neugründung der Firma erfolgte im gleichen Jahr durch die Kaufleute Hermann Jaesrich und Rudolf Döbbelin. Als Rudolf Döbbelin im Jahre 1897 verstarb, verkaufte sein Partner Hermann Jaesrich seinen Anteil und erwarb mit dem Verkaufserlös eine Ziegelei in Ostbrandenburg. Die von ihm zu einem erfolgreichen Unternehmen gemachte Firma nannte sich "Hermann Jaesrich-Dampfziegelei und Baumaterial-Handlung". Weitere Ziegeleibesitzer folgten. Im Jahre 1915 war das Ende der Dampfziegelei auf dem Ludwigshof gekommen.
Böhne und die Guts-Ziegelei von Briesen.
Da ich bereits auf die Entstehungsgeschichte zweier Böhner Ziegeleien eingegangen bin, möchte ich die älteste Böhner Ziegelei, die Gutsziegelei der Familie von Briest/Briesen nicht unerwähnt lassen. Sie lag am Ortsausgang Böhne an der Havel in Richtung Bützer, (jetzt Badestelle Böhne). Entstanden ist sie lt. Dissertationsarbeit von Rudolf Kärtge Anfang des 19. Jahrhundert. Im Jahre 1818 ist ihr Bestehen mit Sicherheit nachgewiesen.Da die Eheschließung zwischen Franz Briesen (1783-1888) und der Witwe Jenny von Möllendorf geb. von Briest (1769-1832), (sie war 14. Jahre älter als ihr 2. Ehemann), im Jahre 1807 erfolgte, kann man davon ausgehen, dass der Aufbau der Gutsziegelei bald nach der Eheschließung erfolgte. Der gemeinsame Sohn, Robert von Briesen (1808-1894) und dessen Sohn Robert von Briesen jun. (1842-1930) führte die Ziegelei bis um 1890 weiter, dann wurde sie abgebrochen. Die Ziegel der Böhner Kirche sowie der Kirchhofsmauer stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Gutsziegelei von Böhne.
Das äußere Erscheinungsbild des Luisenhofes lässt ebenfalls eine direkte Verbindung zu einem Ziegeleibesitzer vermuten. In den Gebäuden bzw. in der Mauer, die das gesamte Grundstück umfasst, wurden maschinell hergestellte rote Ziegel vermauert. Die Verzierung erfolgte durch grün glasierte Steine. Der Name Borchmann taucht allerdings im Besitzerverzeichnis des Luisenhofes nicht auf, wohl aber ein Ziegeleidirektor Paul Lücke. Da um 1906 die Ziegelei auf dem Ludwigshof dem Rathenower Ziegeleibesitzer Karl Gustav Matthes jun. gehörte, kann vermutet werden, dass Paul Lücke an der Herrenlanke in Rathenow und auf dem Ludwigshof in Böhne als Direktor tätig war. Vermutlich hieß seine Frau Luise und er nannte deshalb das von ihm erbaute Areal „Luisenhof“. Um diese Vermutung zu bestätigen sind allerdings weitere Recherchen nötig.
Der in einer Landkarte von 1882 verzeichnete "Rittershof" gehört auch zur Gemarkung Böhne. Seine Entstehung lässt ebenfalls keinen Zusammenhang mit dem Dorfbrand erkennen. Seine Entstehung dürfte, wie auch die des Luisenhofs, jüngeren Datums sein, wahrscheinlich bezogen auf eine Familie Ritter.
Zusammenfassung:
Schlussfolgernd lässt sich feststellen, dass im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts in keinem anderen Dorf in der Umgebung von Rathenow so viele Hofgründungen außerhalb des Dorfes erfolgten, wie in Böhne.Erwähnenswert ist, dass auf dem Ludwigshof bei Böhne im Kreis Jerichow II Paul Schmidt (1872-1935) aufwuchs. Er war auf dem Ludwigshof geboren und am 12.12.1935 auf einer Geschäftsreise in Shanghei verstorben. Eine der größten deutschen Spezialfirmen auf optischen- und technischem Gebiet war in seinem Besitz. Vater und Großvater von Paul Schmidt waren Ziegelmeister auf dem Ludwigshof und so wuchs der Junge in Mitten von gebrannten Ziegeln auf. Er ging zunächst in Böhne zur Schule. Es folgten Gymnasium in Stendal und Rathenow. Es schloss sich eine optische Lehre in der Firma Emil Busch A.-G. an. Direktor Eichler schärfte sein kaufmännisches Denken. Nach der Militärzeit ging er nach Paris. Von hier aus begann er seine Laufbahn im Außenhandel.
Auch in der Ferne vergaß er die Böhner nicht. Regelmäßig zu Weihnachten kamen große Pakete für die Armen des Dorfes. Ein ausführlicher Artikel über Paul Schmidt ist 1937 im "Kalender für das Heimatgebiet Jerichow-Zerbst" erschienen.
Quellen:
1) Kirchenbücher von Böhne im Archiv des Domstiftes Brandenburg
2) Heike Brett: "Die Familie Borchmann und ihre Ziegeleien" bisher unveröffentlicht
3) Dissertation von Rudolf Kärtge: "Gewerbegeographie des Havelwinkels", Halle/S. 1923
Ab Seite 145; Seite 341 "Das Ziegeleigewerbe"
4) Gartenflora, Zeitschrift für Garten- und Blumenkunde 1872. Notizen: Seite 149; L. Merkel, Obergärtner der Ed. Borchmann'schen Baumschulen zu Rathenow, über den Schutz der Gewächse vor Nachtfrösten. LINK
Ziegelstempel B.R, von BRIESEN RATHENOW (vor 1836), an der Kirche und Friedhofsmauer in Böhne
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Ziegelstempel HERMS.BÖHNE RATHENOW, geg. 1852 von Peter Herms, Nachfolger Sohn Andreas Herms
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Ziegelstempel Joh. Ludw. BORCHMANN RATHENOW, Ludwigslust a. d. Havel (zu Steckelsdorf)
gegründet 1824 bis 1833 †. Dann Firma J. L. Borchmann u. Söhne.
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Ziegelstempel HUBERT BORCHMANN RATHENOW, Nachfolger in Ludwigslust, 1843 bis 1876.
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Berliner Gerichtslaube im Park Babelsberg — zum Teil Ziegel von Herms in Böhne