Ziegelei a. d. Havel bei STECKELSDORF, eine Neugründung 1824.
Von Heike Brett Rathenow — Mail: heikebrett@gmx.deZu den einzelnen Ziegeleibesitzern wechseln Sie mit der rechten NAVIGATION >>>

J.L. BORCHMAN S RATHENOW Dachziegel
I.3 Borchmann, Johann Ludwig
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I.3 Borchmann, Johann Ludwig
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I. 3 Borchmann, Johann Ludwig
wurde als vierter Sohn des Erb- und Brau-Krügers Johann Friedrich Borchmann und seiner Ehefrau Dorothea Luise geb. Busse am 10. August 1790 in Grünefeld bei Nauen geboren. Er besuchte wie auch seine älteren Brüder das Gymnasium in Spandau und erlernte danach den Beruf der „Kaufmannschaft“.Vermutlich durch seinen Bruder Carl Borchmann, der seit 1814 mit seiner Familie in Rathenow lebte, kam auch Johann Ludwig Borchmann, der sich zunächst als Kaufmann bezeichnete, nach Rathenow. Am 28. Februar 1817 heiratete er hier Sophie Friederike Ebel aus Neuruppin. Johann Ludwig Borchmann begann sich in dieser Zeit einen Getreide- und Holzhandel aufzubauen. Von 1818 bis 1828 wurden dem Ehepaar vier Söhne und zwei Töchter geboren.
Von 1820 bis 1826 pachtet Johann Ludwig Borchmann die Stadtziegelei in Rathenow. Vermutlich um 1824 erbaute er an der Havel, in der Gemarkung Steckelsdorf seine erste eigene Ziegelei (späterer Name Ludwigslust). Dass diese Ziegelei dort bestand wird durch einige Eintragungen im Geburtenbuch der Kirche Steckelsdorf bestätigt. Dort heißt es:
„den 4. Dezember 1824 ist dem Ziegelmeister auf der bei Steckelsdorf gelegenen Borchmann'schen Ziegelei, Johann Christian Schmidt von seiner Ehefrau Anna Dorothea Rega ein Sohn geboren worden, sein Name lautet: Heinrich Ferdinand Wilhelm.“
In der Gemarkung Steckelsdorf soll es in den Jahren 1820 und 1824 zur Gründung von zwei Ziegeleien gekommen sein. Damit sind höchstwahrscheinlich die Ziegeleien Bölckershof (gegründet 1820) und die Borchmann'sche Ziegelei (gegründet 1824) gemeint.
Bestätigung findet dies in der Veröffentlichung des Lehrers W. Schmidt aus dem Jahre 1894:
„Heimatkunde der Kreise Jerichow I und II“. Hier heiß es auf Seite 205 unter Steckelsdorf:
„Zum Dorfe gehören zwei im Jahre 1820 und 1824 angelegte Ziegeleien“. Damit können nur die oben genannten Ziegeleien gemeint sein, denn die ebenfalls zu Steckelsdorf gehörende Ziegelei am Schliepengraben von Gebhardt und Barnewitz wurde erst wesentlich später erbaut. (Siehe auch die KARTE unten mit weiterem LINK zu dieser Übersichtskarte )
Als am 3. Mai 1826 die königliche Kalkbrennerei am Weinberg in Rathenow vom königlichen Oberbergamt verkauft werden soll, erhielt Johann Ludwig Borchmann den Zuschlag. Dass er an dieser Stelle die Kalkbrennerei weiter betreibt ist durch Anzeigen belegt, in denen er gebrannten Kalk anbot. Um 1830 entstand neben der Kalkbrennerei eine Ziegelei. Dass noch sechs Jahre nach seinem Tode diesbezügliche Anzeigen unter dem Namen J. L. Borchmann erschienen zeugt davon, dass die Kalkbrennerei bzw. die Ziegelei am Weinberg von der Familie weitergeführt wurde. Belegt ist, dass ab ca. 1852 Wilhelm Heidepriem der nächste Besitzer der Ziegelei und Kalkbrennerei am Weinberg war. Dass es bereits 1829 Streitigkeiten um die heiß begehrte Ziegelerde gab, beweist ein Streit zwischen dem Lehnschulzen von Semlin, Lange und dem Gutsbesitzer von Hohennauen, von der Hagen. Lange hatte ohne Wissen seines Lehnsherren von der Hagen Ziegelerde an den Ziegeleibesitzer J.L. Borchmann verkauft.
Johann Ludwig Borchmann verstarb am 6. August 1833 im Alter von nur 43 Jahren. Er wurde auf dem Weinbergfriedhof von Rathenow bestattet. Er hinterließ seine Witwe und sechs minderjährige Kinder, darunter Eduard – (I.3.1); 15 Jahre alt und Hubert Borchmann (I.3.2) 9 Jahre alt. Zum Zeitpunkt seines Todes war J.L. Borchmann Besitzer der Kalkbrennerei am Weinberg (ab 1826) und einer Ziegelei in der Gemarkung Steckelsdorf an der Havel (später Ludwigslust) ab 1824. J. L. Borchmann bewohnte mit seiner Familie ein Haus mit der Nr. 467 (höchstwahrscheinlich Paradeplatz) in Rathenow.
Da seine Kinder noch minderjährig waren, müssen Verwalter bzw. Ziegelmeister für die Witwe tätig geworden sein. Die oben genannten Söhne führten nach Volljährigkeit die Betriebe ihres Vaters weiter. Hubert, der jüngere Sohn übernahm nach Volljährigkeit ca. 1843 die „Borchmann'sche Ziegelei“ und Eduard, der ältere Sohn erbaute sich in der Gemarkung Böhne an der Havel ab 1844 eine neue Ziegelei, die im Jahre 1845 ihre Produktion aufnahm.
Zu Ehren ihres Vaters, Johann Ludwig Borchmann nannten die Söhne höchstwahrscheinlich ihre Ziegeleien „Ludwigslust“ und „Ludwigshof“. Johann Ludwig Borchmann gehörte höchstwahrscheinlich neben seinem älteren Bruder Carl Borchmann und Karl Gotthelf Sittig zu den ersten Ziegeleibesitzern, die um 1820 begannen ihre Ziegelsteine mit ihrem Namen zu stempeln.

Ziegelstempel: J.L. BORCHMAN S. RATHENOW Dachziegel — I.3 Borchmann, Johann Ludwig
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Ziegelei Ludwigslust 3, gegründet von I. 3 Johann Ludwig Borchmann 1824 bis zu seinem Tode 1833. Weitergeführt vom Sohn I. 3.2 Hubert Borchmann ab 1843. Ziegelei Ludwigshof 4, gegründet von I. 3.1 Ludwig Eduard Borchmann 1843. Weitere Ziegeleien in diesem Gebiet: 1 Buckow: von Treskow, Sittig, Wildhagen, von Katte / 2 Bölkershof-Steckelsdorf: Wilh. Gebhardt, Gebhardt & Barnewitz, Thyri / 5 Böhne: Guts-Ziegelei, von Briesen / 6 Mögelin: Kurfürstl. Ziegelei, Wienkoop, von Bredow, Fr. Ferd. Ziem / 7 Böhne: Hermshof, Peter Herms.
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