Ziegelei Witte. Transportmittel — Der Motorkahn "Annemarie".
Aus dem Binnenschiffahrtsregister beim Amtsgericht Genthin von 1909 geht hervor, dass die Firma Witte damals drei Schiffe besaß. Es waren offene eiserne Schleppkähne ohne eigene Triebkraft, die zwischen 1893 und 1900 in Rathenow gebaut worden waren und laut Eichamt die Tragfähigkeit von 137 t, 156 t und 58 t hatten. Dazu gehörte als Zugfahrzeug ein kohlebefeuerter dampfbetriebener Schlepper, über den aber nichts Näheres bekannt ist. Bis zu drei Lastkähne wurden üblicherweise im Schleppverband von der Ziegelei zum Bestimmungsort oder umgekehrt gezogen. Die 1901 eingeweihte neue Schleuse in Rathenow-West war als Schleppzugschleuse konzipert und hatte mit 220 m eine ausreichende Kammerlänge.Witte Annonce 1917 (32)
Betriebsgeld bei Witte & Co. (26)
Die Ziegelerde wurde wie schon vor Jahren bei der „großen Ziegelei“ überwiegend aus Havelberg herantransportiert, wobei die eigenen Schiffe sehr nützlich waren. Die Havelberger Lehmgrube stand ebenfalls im Eigentum der Firma Witte. In geringeren Mengen kam der Ton aber auch aus der näheren Umgebung auf einer Förderbahn mit Loren, die von Pferden gezogen wurden. Als Hauptabsatzgebiet der 20er Jahre wird die Prignitz genannt, außerdem Berlin, Stettin, Magdeburg und andere Städte (3). Auch einige Ostseeländer sollen beliefert worden sein. Das Sortiment wurde in diesen Jahren stark reduziert und auf Mauersteine, Biberschwänze und Firstziegel beschränkt. So konnte das Überleben der Ziegelei gewährleistet werden. Eine Besonderheit der Witte-Ziegelei war das vermutlich während der Inflation 1922/23 eingeführte Betriebsgeld, das der Belegschaft etwas Sicherheit in den Zeiten des rapiden Werteverfalls ihres Arbeitslohns gab.
Beschreibung Anschlußgleis Witte bei Mögelin (33)
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Links: Lage Anschlußgleis Witte Mögelin um 1930 (39) Rechts: Ehemaliger Anleger am Havelarm Mögelin (33)
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Der Motorkahn „Annemarie“, benannt nach Georg Wittes Tochter (*1924, seit 1944 verheiratet mit dem Arzt Dr. Heinrich August Sömmer, *1913) spielte etwa seit 1925 bei den Transporten von Ziegelerde und Steinen eine wichtige Rolle.
Links: Motorkahn "Annemarie" 1940 Rathenow Schleuse Rechts: Motorkahn "Annemarie" 1938 in Bützer (42)
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Bei der 1930 gefeierten Goldenen Hochzeit von Hermann und Emma Witte blicken die Eltern und ihr Sohn Georg Witte selbstzufrieden auf ihr Lebenswerk zurück. Dieser Stolz kommt auch auf dem Jubiläumsbriefumschlag von 1932 mit Angabe der Jahreskapazität von 7 Mio Dachziegeln in Form von Biberschwänzen zum Ausdruck.
Auschnitt aus Jubiläumsbriefumschlag 1932 (26) Werbekarte für "Biber" Dachziegel 1932 (26)
"Biber" Maschinen-Dachziegel mit fortlaufendem Stempel F. WITTE & Co. BÜTZER — RATHENOW (Delta).