Nachlese: Die Ziegelindustrie im Dorf Bützer.
Die Bedeutung der Ziegelindustrie für das Dorf Bützer wird besonders deutlich, wenn man in das Adreßbuch des Kreises Jerichow II von 1914 (14) schaut. Von 178 eingetragenen Bürgern hatten 71 einen Ziegelberuf und 14 waren Schiffer, Schiffbauer oder Schiffseigner, waren also eng mit der Ziegelindustrie verbunden. Hinzu kamen weitere Beschäftigte aus den benachbarten Dörfern. In der Spitze waren in den Ziegeleien von Bützer bis zu 140 Arbeiter tätig. Als Ziegelmeister aus Bützer sind im Adressbuch von 1914 Paul Reichhelm, Hermann Scheller, Albert Schröder und Wilhelm Ziem vermerkt. Außerdem sind aus dem Kirchenbuch (13) noch die Ziegelmeister August Friedrich Karl Voigt (1896), Friedrich Wilhelm Hermann Ebel (*1869, genannt 1897/98), Wilhelm Mahlow (1844—1936) und August Friedrich Hermann Palm (1899) sowie der Former Otto Paul Mahlow (1914) und die Formermeister Albert Paul (1905) und Paul Albert Hanisch (1905) bekannt.Der im Jahre 1907 als Geschäftsführer auf der Witte'schen Ziegelei erwähnte Karl Franz Ernst Hille hat zeitweilig, etwa von 1905 bis 1910, die Betriebsleitung von Hermann und Georg Witte unterstützt. Nach dem 1. Weltkrieg war nur noch eine von von ehemals 4 Ziegeleien in Betrieb und auch diese hatte kriegsbedingt einige Jahre Arbeitsunterbrechung hinter sich.
Im Adressbuch von 1926 sind deshalb unter den 142 Haushalten nur noch die Ziegeleibesitzer Hermann und Georg Witte, der Ziegelmeister Wilhelm Ziem und der Former Otto Paul Mahlow (1876-1954) mit Ziegelberufen vertreten. Von den zahlreichen Arbeitern könnten vielleicht noch einige in der Ziegelei beschäftigt gewesen sein. Hinzu kamen der Schiffseigner Karl Vollenschier und der Schiffer Hermann Altenhordt.
Kriegerdenkmal in Bützer. (55)
Die Firma F. Witte & Co. stellte bald nach dem Krieg erneut Ziegelarbeiter ein, so dass dort 1923 wieder 40 bis 50 Beschäftigte gezählt wurden. Die vorhandene Kapazität von 7 Millionen Steinen konnte jedoch erst 1932 wieder ausgefahren werden (3;26).
Heute ist der Uferweg, der früher wie eine Hafenstraße aussah, zu einer Promenade ausgebaut worden, auf der auch der Havellandradweg entlang führt. Der viereckige denkmalwürdige Schornstein der Witte'schen Ziegelei erinnert als markantes Symbol an die Geschichte dieses Industriezweiges.
Nur Eingeweihte finden noch die Reste eines Ringofens. Eine Informationstafel wird zukünftig Auskunft über die vier Ziegeleien von Bützer geben.
Uferweg mit ehemaligen Ringofenschornstein. (33)
Die Einfassung des früheren Grundstücks der Familie Witte beeindruckt heute noch durch ihre Klinkermauer und die Qualität der früheren Produkte. Das Haus selbst ist erst etwa 1890 nach den zwischen 1875 und 1890 durchgeführten Havelregulierungen und der damit verbundenen Aufschüttung des Gartenbereichs erbaut worden, während das benachbarte Haus bereits 1840 entstanden ist (53).
Mauer- und Grundstückseingang. Glasierte Formziegel. (33)
Altes Witte Haus.
Witte-Haus in der Ziegelstraße(33) Ehemalige Arbeiterkaserne, 2015 saniert (33)
Grabstelle der Famile Witte in Bützer. Grabstein von Friedrich Witte *1802 †1891.
Vorfahren und Ziegeleibesitzer der Familie Witte. (33)
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Danksagung.
Für die konstruktive Unterstützung bei der Sammlung von Informationen möchte sich der Verfasser bei allen Helfern recht herzlich bedanken, insbesondere bei Heike Brett, Christa Dommer, Werner Friesecke, Winfrid Ganzer, Andreas Krüger, Astrid Lang, Renate Liebig (Nauen), Adelheid Pritzkow, Hans-Georg Rheinsberg, Manfred Walslebe, Peter Wittstock und der Ortsvorsteherin Sandra Thiele.Bei der Aufarbeitung der langen und komplizierten Geschichte der Ziegeleien von Bützer sind trotz aller Sorgfalt Ungenauigkeiten und Fehler nicht ganz auszuschließen. Auch konnten aus Platzgründen nicht alle verfügbaren Abbildungen berücksichtigt werden. Der Verfasser bittet dafür um Entschuldigung und ist gleichzeitig für sachliche Hinweise dankbar, die in eine eventuelle Zweitauflage dieser Ausarbeitung eingearbeitet werden könnten.