Gründung der Aktienziegelei, Joh. Gottlieb Lebrecht Bormann 1887.
Bormann gründete am 23.04.1887 die „Märkische Ziegelei und Thonwaarenfabrik AG“ und errichtete eine große Ziegelei etwa zwischen der heutigen Schillerstraße und der Erich-Weinert-Straße, bestehend aus zwei Ringöfen, Maschinenhaus, Trockenschuppen, mehreren Schlämmbecken, auch „Schwemmbassins“ bezeichnet, im Bereich des heutigen Stadions und einer Drahtseilbahn von der Tongrube zur Ziegelei.
Bei: 1 Ziegelei, 2 Lehmgrube, 3 Schlämmbecken.
• Standpunkt des Fotographen.
Im Abstand von 22,5 m waren an dem 32 mm starken Zugseil die Wagen oder Hunten befestigt, die jeweils ein Fassungsvermögen von 200 l hatten. Die lichte Höhe der Seilbahn betrug 4,5 m. Nach zwei Blitzeinschlägen im Jahre 1889 waren die Seilschlösser beschädigt, so dass die Aufsichtsbehörde ein durchgehendes Seil verlangte. Das lehnte aber der Magdeburger Seilhersteller ab, so dass es bei der bisherigen Lösung blieb (3). Die Seilbahn ist auch durch das Foto vom 10.08.1889 mit den drei Herren dokumentiert worden (5). Der Fotograf blickte etwa vom roten Punkt der obigen Karte nach Südosten, so dass wir im Vordergrund die durchgehende Seilbahn von der Tongrube (See) zur Ziegelei erkennen können. Charakteristisch sind die zwei Schornsteine der Ziegelei. Im Hintergrund erkent man eine zweite Bahn von den Schlämmbecken zur Ziegelei, die auch auf der Karte markiert ist.

Seilbahn für den Tontransport. Aktienziegelei Premnitz 1889. (5)
In der bisherigen Literatur ist jedoch nie von zwei Seilbahnen die Rede gewesen, sondern der Transport von den Zeitzeugen wie folgt beschrieben worden (2):
„Der Ton wurde in der Tongrube in Hunten verladen und mittels einer Seilbahn, die hinter der heutigen Beethovenstraße verlief, zu den jeweiligen Schwemmen ... transportiert. Der kalkhaltige Ton wurde erst in großen quadratischen Becken (nach dem Kartenausschnitt oben auch in rechteckigen Becken) aufgeschwemmt ... Waren die aufgeschwemmten Tonmassen nach etwa 3-4 Wochen wieder abgetrocknet, schnallte man sich lange und breite Bretter unter die Füße und ging über die sich vom Ton getrennte und schmierige Oberfläche, um nach Bernstein zu suchen. Hin und wieder wurde Bernstein auch schon in der Tongrube gefunden.“In (7) heisst es: „Von den Gruben schaffte man den Ton mit Loren zu den Transportschnecken vor der Ziegelei.“
Die Bernsteinfunde waren so umfangreich, dass Bernsteinstücke von vielen Arbeitern als Schmuck an ihrer Uhrenkette getragen und außerdem „pfundweise“ zum Drechslermeister Henkel nach Rathenow gebracht wurden. Die Aussage über den Lorentransport kann sich nur auf die letzten Meter vor der Ziegelei bezogen haben, weil auf dem Foto von 1889 (siehe Ausschnitt) im Hintergrund eine Seilbahn für diesen Bereich zu sehen ist.


Karte: Aktienziegelei 1911 mit zweiter Seilbahn.
Der Bildausschnitt zeigt ganz links eine entsprechende Konstruktion und von dort aus eine Bahn zur Ziegelei, die offensichtlich doch gebaut und genutzt wurde. Übrigens musste die Schutzbrücke über die Bahn von der Eisenbahngesellschaft unterhalten werden.
Auf der nebenstehenden Karte von 1911 (6) sehen wir nur noch die zweite Seilbahn. Das bedeutet, dass die erste Seilbahn nach 1903 abgerissen worden sein muss. Wahrscheinlich gab es in der Grube keine Tonqualitäten mehr, die ungeschlämmt verarbeitet werden konnten.
Außerdem kann es wirtschaftliche Gründe für den Abriss gegeben haben, oder aber Probleme mit der Verlängerung der Betriebsgenehmigung im Zusammenhang mit dem Bau der Brandenburgischen Städtebahn, die 1904 in Betrieb genommen wurde.

Die Aktienziegelei von der Havel aus gesehen.